Joachim Raff 1822 - 1882

Joachim Raff war ein Komponist und Musikpädagoge schweizerisch-deutscher Herkunft.

Politischen Umständen ist es zu verdanken, daß Joseph Joachim Raff seine Jugend in der Schweiz verbrachte. Sein Vater, Franz Josef Raff verliess seinen Heimatort Wiesenstetten bei Empfingen im Schwarzwald, um sich der Zwangsrekrutierung in die Napoleonische Armee zu entziehen.

Am 27. Mai 1822 kam in Lachen am Zürichsee Joseph Joachim zur Welt. Nach der Schulausbildung in Lachen, Rottenburg(D) und vier Jahren im Jesuitenkollegium in Schwyz wurde Raff zuerst Primarlehrer in Rapperswil. Nach vier Jahren Schuldienst und autodidaktischer Ausbildung in Klavier- Orgel- und Violinspiel wählte er den Musikerberuf.
Im Sommer 1845 engagierte der Klaviervirtuose und Komponist Franz Liszt den jungen Raff als Sekretär. Nach einem ersten Zerwürfnis mit Liszt suchte er 1847 in Stuttgart Fuss zu fassen, wo er auch seinen später wohl treusten Freund und Förderer seiner Werke, Hans von Bülow zum ersten Mal begegnete. Nach kurzer Anstellung in einem Hamburger Verlagshaus lud Liszt ihn zum zweiten Mal ein, für ihn zu arbeiten (Korrespondenz, Ordnen von Manuskripten, Mithilfe bei Instrumentationen). In diese Zeit fallen auch erste größere Aufführungen seiner Werke ("König Alfred" am Weimarer Hoftheater). Auf die Dauer war aber Raffs eigenständiger Charakter mit dem Liszts nicht zu vereinbaren und der junge Komponist ging (auch stilistisch) seine eigenen Wege.

1856 verliess er Weimar und siedelte sich für 21 Jahre in Wiesbaden an, wo seine Braut, Doris Genast, seit 1853 am herzöglich-nassauischen Theater mit großem Erfolg als Schauspielerin wirkte. Es folgte eine Zeit intensivster kompositorischer Tätigkeit neben seinem Wirken als Klavierlehrer und Dozent für Harmonielehre. Bald wurde er einer der gefragtesten Komponisten seiner Zeit, wobei ihn der langsam aufkommende Ruf als "Vielschreiber" sehr ärgerte.

1877 wurde Raff als erster Direktor des Hochschen Konservatoriums nach Frankfurt berufen. Das Institut gewann in den ersten Jahren einen internationalen Ruf, nicht zuletzt dank Raffs Anstellung vorzüglicher Musikerpersönlichkeiten (Julius Stockhausen, Clara Schumann...). Ein Zerwürfnis mit dem Kuratorium des Konservatoriums belastete seine Tätigkeit in den letzten Jahren sehr. Er war ein sehr schwieriger Mensch, laut Aussage vieler Lehrer, die in der Zeit von 1878 bis 1882 an der Schule tätig waren.

Auch seine Gesundheit war angeschlagen, er litt unter Erstickungsanfällen. Kurz nach seinem sechzigsten Geburtstag, in der Nacht vom 24. auf den 25 Juni 1882 starb Raff in seiner Wohnung in Frankfurt an einem Herzinfarkt.

In der Wiesbadener Zeit übernimmt Raff die musikalische Ausbildung von Urspruch. Aus den 70iger Jahren sind 11 Briefe von Raff an Urspruch erhalten, aus denen hervorgeht, dass sein Lehrer den jungen Klaviervirtuosen regelmässig fördert und unterstützt bei seinen Bemühungen um Konzertaufträge in Wiesbaden und der weiteren Umgebung. In dieser Zeit hat Raff wahrscheinlich auch den Kontakt zu Franz Liszt hergestellt. Als Raff die Leitung des neu gegründeten Hoch´schen Konservatoriums in Frankfurt übernimmt, gehört Urspruch zu den Lehrern, die er um sich versammelt. Urspruch übernimmt eine Klavierklasse und erhält einen Lehrauftrag in Kontrapunkt. Nach dem Tode Raffs übernimmt er vorübergehend dessen Kompositionsklasse. Clara Schumann bemüht sich, Urspruch in dieser Position am Hoch´schen Konservatorium zu halten. Als das nicht gelingt und Urspruch sich als Leiter einer Vorklasse dem neuen Direktor Bernhard Scholz unterordnen soll, kündigt er und schliesst sich den Kollegen an, die das Hoch´sche Konservatorium unter Protest verlassen und das Raff´sche Konservatorium gründen.
Urspruch hat sein virtuos geschriebenes Klavierkonzert op.9 (veröffentlicht 1878) Joachim Raff gewidmet. Sein „Kyrie“ aus der unvollendeten Messe „Lux et Origo“ wurde anlässlich der Denkmalenthüllung von Joachim Raff uraufgeführt.


Link zur Joachim Raff Gesellschaft Lachen